Geflüchtete sind eine Bereicherung für den Pflegeberuf und können einen spürbaren Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten. Doch oft ist ihr Einstieg in die Pflege schwer und ihre Belange sind wenig sichtbar.

 

Um dies zu ändern und den geflüchteten Menschen den Weg in die Pflege zu erleichtern, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure. Ein wichtiges Anliegen für MATCH und Diskussionsthema bei unserem Talk: „Geflüchtete in der Pflege: Wundermittel oder Herkulesaufgabe?“.

Geflüchtete als wertvolle Ressource zum Fachkräftemangel

Die Referierenden waren sich einig, dass Geflüchtete eine wertvolle Ressource für die Pflege darstellen und dieses Potential genutzt werden sollte. Geflüchtete sind bereits hier vor Ort, so dass die Gesundheitseinrichtungen direkt mit ihnen arbeiten können. Allerdings, so erleben es die Einrichtungen, ist der Anerkennungsprozess bei Fachkräften häufig komplizierter als bei der strukturierten Anwerbung. Der Grund ist, dass die Betroffenen ihr Land unvorbereitet verlassen mussten und die erforderlichen Nachweise fehlen. Auch Geflüchtete ohne pflegerische Vorqualifikation sind ein „Rohdiamant“, denen man den Weg in die Pflege ebnen kann.

Doch es gibt Hürden, die einer erfolgreichen Integration im Wege stehen. Bei Geflüchteten ohne pflegerische Vorqualifikation kann oftmals kein passender Schulabschluss als Voraussetzung zur Aufnahme einer pflegerischen Ausbildung in Deutschland nachgewiesen werden. Für alle Gruppen ist zudem eine gründliche deutsche Sprachausbildung als Schlüssel zu einem nachhaltigen Integrationserfolg unverzichtbar, wozu es guter Förderinstrumente bedarf. Hinzu kommt, dass viele Geflüchtete immer wieder von Diskriminierung und Willkür berichten, was ihre Integration erschwert.

Um diese Herausforderungen zu überwinden, braucht es:

1. ein vereinfachtes Anerkennungsverfahren für Geflüchtete aus Krisenländern. Beispielsweise sollten auch Kompetenznachweise durch Arbeitsproben ohne umfassende Zeugnisnachweise berücksichtigt werden.

2. planbare Prozesse bei der Anerkennung. Die derzeit stark individualisierte Prüfung der Anträge führt zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. So wird die Projektplanung in den Gesundheitsunternehmen äußerst schwierig, weil jeder Teilnehmende zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Projekt aussteigen und in den Beruf einsteigen wird. Erforderlich ist daher eine klare Aussage über die erforderliche Praktikumsdauer.

3. leichte Einstiegswege für Geflüchtete ohne Vorqualifikationen. Eine aktive Unterstützung für Pflegeinteressierte mit der Möglichkeit zum „Spurwechsel“ vom Asylverfahren in die reguläre Ausbildung, eine stufenweise Qualifikation vom Pflegebasiskurs, über die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistenzkraft mit anschließend verkürzter Ausbildung zur Pflegefachkraft und ein fester Zeitrahmen zu behördlichen Prozesse könnten hierbei helfen.

4. stärkere Förderung von schulischen Pflegeausbildungen. Für Teilnehmende an einer vollzeitschulischen Ausbildung im Bereich der Pflege sollte das Schulgeld entfallen. Zudem sollten Sachkosten an staatlich anerkannten Ersatzschulen, die Ausbildungsangebote für die Pflege anbieten, gefördert werden.

5. klare Anti-Diskriminierungs-Regelungen. Im Zuge des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sollte dies für internationale Pflegekräfte mit aufgenommen werden.

6. mehr Integrationsangebote. Für die Integrationskurse gibt es oft lange Wartezeiten. Das Angebot sollte ausgebaut werden, so dass auch die Integrationsarbeit früher beginnen kann.

Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft bewusst machen, welchen Wert Geflüchtete in der Pflege für uns alle haben können. Der MATCH-Talk hat gezeigt, dass es hier noch viel zu tun gibt, aber auch, dass sich bereits viele engagierte Menschen für eine erfolgreiche Integration von Geflüchteten in die Pflege einsetzen. Gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern wird MATCH dieses Anliegen weiterverfolgen und daran arbeiten, Wege für Geflüchtete in den Pflegeberuf aufzuzeigen.

MATCH-Talk, „Integration von Geflüchteten in der Pflege: Wundermittel oder Herkulesaufgabe?“, 28.02.2023